Um den staatlichen Einfluss auf den Bevölkerungsnachwuchs und die Erziehung von sozialistischen Persönlichkeiten noch stärker kontrollieren und steuern zu können, wurde die Massenorganisation „Freie Deutsche Jugend“ benutzt.
Diese Jugendorganisation wurde am 7. März 1946 als überparteiliche, demokratische und antifaschistische Vereinigung gegründet und sollte die Kräfte der 14-25 Jährigen sammeln. Um die Unabhängigkeit von bestehenden Parteien zu zeigen, wurde der Name und das Symbol einer antifaschistischen Jugendorganisation von der Zeit vor dem 2. Weltkrieg übernommen.
Pioniere
Am 13. Dezember 1948 wurde dann die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ (benannt nach dem von den Nazis ermordeten KPD-Vorsitzenden) für Kinder im Alter von 6-14 Jahren gegründet. Die Pionierorganisation wurde organisatorisch von der FDJ geleitet und bereitete die Kinder auf die Mitarbeit in der FDJ vor.
Die Pioniere und FDJ waren wie die DDR-Parteien auch nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus organisiert. Nach Gründung der DDR im Jahr 1949 wurden die Jugendorganisationen von der staatsführenden SED-Partei als Kampfreserve der Partei benutzt.
Obwohl die Mitgliedschaft freiwillig war, wurden ab den 1980er Jahren fast alle Kinder mit der Einschulung auch Mitglied der staatlichen Jugendorganisation. Da die Mitgliedschaft mit dem Bekenntnis zur DDR verbunden war, wurden Familien, welche ihre Kinder nicht zu den Pionieren oder der FDJ eintreten ließen, argwöhnisch beobachtet.
Die Mitglieder der Jugendorganisation in den ersten vier Schuljahren waren bei den „Jungen Pionieren“, trugen ein weißes Pionierhemd bzw. Bluse mit JP-Symbol am linken Ärmel und hatten ein blaues Halstuch um. Die Pioniere der Klassen 5-8 hießen „Thälmann-Pioniere“ und trugen zum Pionierhemd ein rotes Halstuch. Das Halstuch wurde mit dem sogenannten Pionierknoten vorn gebunden. Von manchen Pionierfunktionären wurde außerdem ein blaues Käppi getragen.
Die offizielle Brüßungsformel der Pioniere lautete: „Seid bereit“, worauf geantwortet wurde „Immer bereit!“ Dabei hoben beide Seiten die rechte Hand über den Kopf zum militärischen Ehrengruß.
Die Mitglieder der FDJ trugen ein einfarbig blaues Hemd/Bluse mit dem FDJ-Enblem am linken Ärmel. Der FDJ-Gruß lautete einfach „Freundschaft“.
Die kleinste Organisationseinheit der Pioniere war die Pioniergruppe innerhalb einer Klasse. Diese wählte einen Gruppenrat mit einem Gruppenratsvorsitzenden (quasi der Klassensprecher), einem stellvertretenden Gruppenratsvorsitzenden, einem Schriftführer für die Protokolle, einem Kassierer für den Pionierbeitrag und einem Agitator für die politische Kommunikation (Wandzeitungen, Themenbeiträge etc.) Die Gruppenratsvorsitzenden waren darüber hinaus die Abgeordneten der Pioniergruppe für den Freundschaftsrat (quasi die Schülervertretung). In diesem trafen sich Vertreter aller Pioniergruppen, FDJ-Gruppen und Lehrer einer Schule.
Mehrmals im Monat gab es Pionier-Nachmittage, an denen sich die Mitglieder der Pioniergruppe unter Leitung eines Lehrers oder FDJ-Mitglieds trafen. Dabei gab es sowohl weitgehend unpolitische Themen-Nachmittage an denen gewandert oder gebastelt wurde, Altstoffe eingesammelt wurde oder eine Disko veranstaltet wurde. Es gab aber auch stark politisch geprägte Nachmittage, an denen ins Kino gegangen wurde, um einen Partisanenfilm zu schauen. Oder es wurden Gäste von der Patenbrigade eingeladen, welche dann bei Kakao und Kuchen von der sozialistischen Arbeit im Betrieb erzählten. Oder ein antifaschistischer Widerstandskämpfer erzählte von der Verfolgung durch die Nazis und den schweren Aufbau der DDR.
Da die meisten Eltern ja den ganzen Tag berufstätig waren, waren diese betreuten Nachmittagsangebote für die Kinder eine gern gesehene Abwechslung.
Freie Deutsche Jugend FDJ
Bei den Mitgliedern der FDJ standen dann schon eher praktische Dinge zur Unterstützung der DDR an. In der 8. Klasse war die Auseinandersetzung mit dem Arbeiterkampf und damit die Vorbereitung auf die sozialistische Jugendweihe Pflichtprogramm.
Für ältere Blauhemden gab es auch regionale oder auch internationale FDJ-Brigaden, welche auf Projektbaustellen z.B. beim Bau von Kraftwerken oder der BAM-Eisenbahnlinie (Baikal-Amur-Magistrale) in Sibirien mithalfen.