Einrichtungen für Kinder und Jugend
Neben der Schule gab es noch zahlreiche andere Einrichtungen für die Kinderbetreuung oder für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen.
Die Kinderbetreuung wurde in der DDR in der Regel durch die Kinderkrippe, den Kindergarten und den Schulhort sichergestellt.
Kinderkrippe/Kindergarten
Die Kinderkrippe wurde durch das Ministerium für Gesundheitswesen organisiert und war für Kinder im Alter von 0 bis etwa 2-3 Jahren zuständig. Daran schloss sich nahtlos der Kindergarten in der Verantwortung des Bildungsministeriums an und galt für die Kinder von 3 Jahren bis zur Einschulung.
Bereits in der Kinderkrippe gab es republikweit gültige Erziehungspläne, mit denen altersgerechte Fähig- und Fertigkeiten gefordert und gefördert wurden. Auch das Gruppengefühl (Kollektivbildung) wurde bereits in der Krippe durch gemeinsam durchgeführte Aktivitäten (Essen, Schlafen, aufs Töpfchen gehen) herausgebildet. Und auch der Stolz auf die DDR wurde schon in der Krippe anerzogen. So wurden zu den Staatsfeiertagen Bilder mit wehenden Arbeiterfahnen gemalt oder die Kinder sollten einen heldenhaften NVA-Soldaten malen.
Die Kindergärten hatten meist eine altersgestaffelte Gruppenaufteilung, so dass es „kleine“, „mittlere“ und „große“ Gruppen gab, wobei die Kinder der „großen“ Gruppe, die bald eingeschult werden sollten im Kindergarten die Vorschule besuchten. In der Vorschule wurden sie auf die eigentliche Schule (Polytechnische Oberschule) vorbereitet, so dass die doch ziemlich große Umstellung für die Kinder nicht so abrupt und überraschend kam.
In beiden Einrichtungen, welche in den 80er Jahren immer öfter in sogenannten Kombinationstageseinrichtungen miteinander verschmolzen, wurden die Kinder von geschulten Fachpersonal betreut. Das entsprechende Berufsbild hieß in der DDR „Kindergärtnerin“.
Das Frühstück musste meist selbst mitgebracht werden. Dafür gab es für die Kinder sogenannte Brottaschen, die man sich umhängen konnte. Für warmes Mittagessen, sowie Tee oder Milch wurde durch die Einrichtung gesorgt. In beiden Einrichtungen war der Mittagsschlaf für die Ganztageskinder vorgeschrieben. Kindergärten hatten in der Regel von 6:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Als Träger solcher Einrichtungen trat meist die Kommune (Stadt oder Gemeinde) auf. Bei größeren Betrieben war es aber auch üblich, dass es einen Betriebskindergarten gab. Die Vergabe der Plätze oblag dem Träger und nicht unbedingt dem/r Einrichtungsleiter/in.
Die Betreuung der Kinder war für die Eltern kostenfrei. Nur das Essen musste anteilig bezahlt werden.
Schulhort
Die allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (so hießen die Schulen offiziell) war in die Unterstufe (1.-4. Klasse) und Oberstufe (5.-10. Klasse) unterteilt.
Für die Kinder der Unterstufe war eine Betreuung vor und auch nach der Schule durch den Schulhort gewährleistet. Auch hier arbeiteten ausgebildete Erzieherinnen. So wurde eine Betreuung in der Regel von 6:00 bis 17:00 Uhr sichergestellt. Die Hortkinder gingen gemeinsam zum Mittagessen in die Schulküche. Kinder der 1. und 2. Klasse konnten danach im Hort auch weiterhin Mittagsschlaf halten. Nach dem Mittagsschlaf wurden im Hort die Hausaufgaben erledigt. Dabei wurde durch die Erzieherin Hilfestellung geleistet.
Die Unterstufenklassen hatten immer eine verantwortliche Klassenlehrerin. Diese Lehrerin unterrichtete die meisten Fächer der Unterstufe und war in der Regel die ganzen vier Jahre für „ihre“ Klasse verantwortlich. Zusammen mit der Horterzieherin bildete sie ein Team, welches sich gegenseitig ergänzte. So konnte im Hort auf Probleme der Kinder in der Schule gezielt eingegangen werden bzw. das funktionierte auch umgekehrt.
Der Hort war der Schule angegliedert und wurde deshalb letztlich auch vom Staat finanziert. Die Betreuung im Schulhort war kostenfrei. Auch hier fielen nur die anteiligen Kosten für Essen und Trinken an.
In der Schule war für alle Kinder die Möglichkeit der Milchversorgung gegeben. Es gab eine sogenannte „Milchpause“ (Frühstückspause) in der die eine Woche im voraus bestellte und bezahlte Milch ausgegeben wurde. Der Preis für eine 0,33 l Portion Milch betrug je nach Geschmacksrichtung (pur / Vanille / Erdbeer / Kakao) zwischen 15 und 20 Pfennig. Ein Mittagessen kostete 55 Pfennig. Dafür konnten sich die Kinder soviel Nachschlag holen, wie noch Essen übrig war.
Jugendklub
Neben den örtlichen Bushaltestellen war der Jugendklub ein beliebter Treffpunkt der Jugendlichen. Hier konnte man sich außerhalb der elterlichen Wohnung zwanglos mit Freunden im Warmen und Trockenen treffen und erzählen. Je nach Engagemant der „Stammgruppe“ wurden verschiedenste Aktivitäten auf die Beine gestellt.
Immer gut besucht waren die Diskos im Jugendklub. Dann wurden Schüler zu Hobby-DJ´s oder ein „zugelassener“ DJ legte die Musik auf.
Ferienlager
In den großen Ferien gab es neben den Ferienspielen im Schulhort auch Angebote verschiedenster Anbieter für sogenannte Ferienlager.
Hier konnten die Schulkinder ohne ihre Eltern jedoch unter Aufsicht von Erwachsenen verreisen und einige Wochen „Urlaub“ machen. Die Betreuung übernahmen für diese Zeit andere Eltern und größere Jugendliche.
Durchgeführt wurden solche Ferienlager meist in extra für solche Erholungszwecke gebauten Bungalowdörfern oder Ferienheimen.
Der Tagesablauf wurde durch Wanderungen, Kino-, Museums- und Freibadbesuche, Nachtwanderungen, Diskos, Spiele und anderes mehr sehr abwechslungsreich gestaltet. Man lernte neue Freunde kennen, da man mit Kindern aus anderen Gegenden zusammenkam. Und zu Hause hatte man tagelang von seinen Erlebnissen zu erzählen.
Lager für Arbeit und Erholung
Was für die jüngeren Schulkinder das Ferienlager war, hieß bei den Schülern ab der 9.Klasse „Lager für Arbeit und Erholung“.
Hier verreisten die Schüler ebenfalls, meist mit 1-2 Lehrern oder Betreuern. Die Unterkunft war aber meist eine Schule oder ein Haus einer LPG oder eines Betriebes. Denn neben der Erholung sollte hier auch produktiv etwas geschafft werden.
So waren z.B. Ernteeinsätze mit anschließenden Kegelabenden kombiniert. Man hatte aber auch ein paar Tage ohne Arbeit zur Verfügung, damit das Badewetter im Sommer nicht ungenutzt blieb. Am Ende bekam man für seine Mühe noch ein paar Mark Lohn ausgezahlt.