Stasi Aufbau

Das Ministerium für Staatssicherheit (kurz MfS, heute besser bekannt als Stasi) war zum Ende der DDR, gemessen an der Einwohnerzahl, der wohl größte Geheimdienst der Welt. Dabei war das MfS kein Staat im Staate, sondern eine streng militärisch aufgebaute Organisation, die linientreu die Vorgaben der SED-Führung umsetzte. Das Ministerium für Staatssicherheit sah sich nach sowjetischem Vorbild als „Schild und Schwert der Partei“ und kämpfte nach seinem Tschekisten-Selbsverständnis mit „heißem Herz und sauberen Händen“ gegen die Feinde des sozialistischem Proletariats.

Durch den Zusammenbruch der DDR 1990 konnte anhand der zahlreichen Akten und Dienstanweisungen des MfS ein genaues Bild dieses modernen Geheimdiestes rekonstruiert werden.

Die Aufgaben und Befugnisse des Ministeriums wurden nie klar abgegrenzt, so dass es einen weiten Spielraum für die Aktivitäten des Ministeriums gab. Die SED beanspruchte die legislative (gesetzgebende) Macht. Mit der Stasi vereinte sie außerdem exekutive und judikative Gewalt in ihrem Geheimdienst. So gab es eigene Greiftrupps, Gefängnisse und Verhöre. Bei politischen Straftaten mussten die zuständigen Richter ihre Urteile vor der öffentlichen Bekanntgabe mit dem MfS abstimmen.

Gegründet wurde das Ministerium für Staatssicherheit am 8. Februar 1950 mit ca. 2.700 Mitarbeitern unter Führung von Wilhelm Zaisser, einem KPD- und späteren SED-Mitglied der ersten Stunde. Sein 1. Stellvertreter wurde Erich Mielke, der dann von 1957 bis 7.11.1989 das MfS leitete. Bis zu seiner Auflösung wuchs die Mitarbeiterzahl des MfS stetig an. So arbeiteten im Jahr 1989 ca. 91.000 hauptamtliche und über 100.000 inoffizielle Mitarbeiter. Dabei wurden 7 von 10 Anwerbeversuchen für die inoffizielle Mitarbeit abgelehnt. Nur ca. 3 % dieser Spione waren außerhalb der DDR eingesetzt.
Gemäß des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurden von der Hauptverwaltung in Berlin in jedem DDR-Bezirk und Kreis nachgelagerte Stasi-Ämter eingerichtet. So wurde eine flächendeckende Präsenz in allen Lebensbereichen sichergestellt.

Die ersten hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter wurden von sowjetischen Spezialkräften ausgewählt, politisch überprüft und in Geheimdiensttätigkeiten geschult und kamen hauptsächlich aus den Reihen der Kriminalpolizei und den SED-Parteikadern.
Im Ministerium für Staatssicherheit konnte nur arbeiten, wer von vertrauenswürdiger Stelle aus empfohlen wurde und vom MfS selbst ausgewählt wurde. Dabei spielte die „sozialistische Persönlichkeit“ und der „feste Klassenstandpunkt“ eine wichtige Rolle. Eigenbewerbungen hatten keine Chance und wurden kritisch beobachtet.

In der Stasi-Zentrale und den 15 Bezirksverwaltungen gab es fachlich klar umrissene, durchnummerierte Hauptabteilungen (von HA I bis HA XXIII) mit unterschiedlicher Mitarbeiteranzahl. Auf Kreisebene wurde dieses Linienprinzip aufgeweicht und themenübergreifend gearbeitet. Hier einige ausgewählte Hauptabteilungen im Überblick:

  • HA I      – NVA & Grenztruppen: Schutz vor Sabotage und Spionage beim Militär
  • HA II     – Spionageabwehr intern & extern
  • HA III    – Funkaufklärung: z.B. auch Telefonüberwachung
  • HA IV    – Diversion: Infrastruktur-Spionage in der BRD für gezielte Sabotage
  • HA V     – Überwachung Staatsapparat: Vermeidung von Unterwanderung von Staatsfunktionen durch politische Gegner
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  • HA XXII – Terrorabwehr

Eine elitäre Sonderstellung innerhalb des MfS nahm die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A, ehemals HA XV) ein. Sie war quasi der Auslandsgeheimdienst der DDR und wurde von Markus „Mischa“ Wolf von 1953 (damals 30 Jahre alt) bis 1986 geleitet. Die HV A war auf dem Gebiet der Auslandsspionage sehr gut aufgestellt und genoß auch bei ihren internationalen direkten Gegnern CIA und BND Hochachtung. Die Arbeit dieser Spione wurde als Propaganda als positive sozialistische Agententätigkeit vom DDR-Fernsehen verfilmt (z.B.  „Das unsichtbare Visier“). Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden besondere Fälle der HV A auch international verfilmt bzw. dienen als Grundlage für spannende TV-Unterhaltung.
Die Hauptthemen im „Operationsgebiet“ der HV A waren Militär-, Wirtschafts- und Technologiespionage, sowie Beeinflussung von politischen Entscheidungen und Manipulation der öffentlichen Meinung zu bestimmten Themen.

 

 

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