Deutsch
Hier lernte man das Lesen, Schreiben, die Rechtschreibung und Grammatik mit all ihren Tücken und Regeln. Außerdem lernte man Gedichte, las Erzählungen und Bücher, analysierte Erzählungsweisen und interpretierte Texte. Die zentrale Frage war: „Was will der Verfasser uns damit sagen?“
Waren es anfangs nach den Leseübungen aus der Fibel (Deutschbuch der 1.Klasse) noch die Bilderbücher „3 Schweinchen und der Wolf“ oder „Der Angsthase“ wurde schon bald die politische Richtung vorgegeben. So wurden die Vorzüge des Sozialismus mit Erzählungen wie „Karl Marx und die Raben von London“, „Die Weber“, „Wie der Stahl gehärtet wurde“ und anderen auch historischen Werken demonstriert. Und natürlich wurde auch der Kampf gegen den verhaßten Faschismus mit z.B. „Nackt unter Wölfen“, „Die Abenteuer des Werner Holt“ oder „Das 7. Kreuz“ behandelt.
Aber auch Märchen, Sagen, Fabeln und Geschichten der Weltliteratur, allen voran die großen deutschen Dichter Goethe und Schiller, Heine, Hauptmann, Brecht u.a. waren mit von der Partie.
Heimatkunde
Dieses Fach war eine Mischung aus Geographie, Biologie, Geschichte und Staatsbürgerkunde. So wurde der Kampf der KPD mit Ernst Thälmann gegen den Faschismus, der Kampf von Lenin gegen den Zaren (Oktoberrevolution in Russland) und die Gründung und Sicherung der DDR den Kindern vermittelt. Aber auch der Aufbau einer Landkarte, Umgang mit dieser und dem Kompass, Entfernungsbestimmung mittels Maßstab und Orientierung mittels der Sonne oder der Wetterseite von Bäumen wurde gelehrt. Darüber hinaus wurde das Wetter beobachtet, heimische Pflanzen und Tiere mit deren Merkmalen, Aussehen und Eigenheiten erklärt und die Enstehung von Landschaften und deren Nutzung vermittelt.
Mathematik
Zahlen, Formeln, Geometrie und alles was sonst noch so zur Mathematik gehört wurde hier vermittelt.
Doch selbst in diesem Fach hielt über Textaufgaben mit Berechnungen von Schiffsbewegungen oder Soldatenentfernungsschätzungen der militärische Einfluß Einzug.
Eine von den Schülern freudig aufgenommene Neuerung kam 1984 in den Mathe-Unterricht der Abiturstufe und ein Jahr später auch in die POS ab Klasse 7. Und zwar wurde der Taschenrechner offiziell als Unterrichtsmittel zugelassen und löste damit den bisher verwendeten Rechenschieber ab. Das Taschenrechnermodell hieß SR-1 (Schul-Rechner 1) und beherrschte die wichtigsten Funktionen eines wissenschaftlichen Taschenrechners. Der gesamte Lehrplan und die Mathebücher wurden auf diesen Taschenrechnertyp abgestimmt. Mit der Verwendung dieses Taschenrechners wurde die Technikbegeisterung der Jugend unbewußt gefördert.
Werken
Hier wurden jedem Kind die wichtigsten handwerklichen Kenntnisse mitgegeben. Ob es sich um das Einschlagen eines Nagels mit dem Hammer, das Zusammenschrauben von Metallmodellen mit dem Stabilbaukasten oder das Zusammenleimen von Leder zu einem Bucheinband handelte, jeder wurde hier zum kleinen Handwerker. Später kamen dann die einzelnen Materialeigenschaften der Baustoffe dazu, welche nach Möglichkeit an Beispielen (z.B. Verformen von Plastik-Kunststoffen) gleich ausprobiert werden konnte. Der Umgang mit Hammer, Säge oder Schraubendreher war also auch jedem Mädchen bekannt.
Schulgartenunterricht
In diesem Fach drehte sich alles um die Gartenwelt. Hier wurde die Nutzung verschiedener Pflanzen erklärt, aus Samen Setzlinge herangezogen und später im Schulgarten auf einem Beet gepflanzt. Dann mußte das Unkraut gejätet werden, bei Bedarf gegossen werden (hier waren wenn der Lehrer oder die Lehrerin nicht aufpasste alle Kinder nass – matschen macht ja solchen Spass) und wenn die Zeit reif war, durfte auch geerntet werden. Eben die gesamte Gartenarbeit plus den theoretischen Hintergrund wurde hier gelernt.
Zeichnen / Kunsterziehung
Außer Zeichentechnik, Farbwahl und Motivwahl mit entsprechenden praktischen Beispielen, wurden in diesem Fach auch die Werke und Biographien verschiedener Künstler durchgenommen. Auch hier stellte sich immer die Frage: „Was will der Künstler uns damit sagen?“
Sport
Dieses Fach diente zur Körperertüchtigung und dem Aufbau von Disziplin. Jungen und Mädchen hatten ihren eigenen Lehrer. Die Schüler sollten nach Möglichkeit immer in Sportsachen mit den von der Schule vorgegebenen Farben erscheinen. War dies aufgrund des Angebots in den Sportwarenläden (SpoWa) nicht möglich, mußte dies u.U. von den Eltern schriftlich mitgeteilt werden. So wurde eine Uniformität der Schüler im Sportunterricht hergestellt.
Zu Beginn jeder Stunde mussten sich die Schüler der Größe nach an einer Linie ausrichten, stillstehen und durchzuzählen. Dann wurde von einem Schüler die Anzahl der anwesenden und abwesenden Schüler mit Grund der eventuellen Abwesendheit an den Sportlehrer gemeldet. Nach der Begrüßung des Sportlehrers mit „Sport frei!“ durch die Schüler begann der Unterricht.
Der Unterricht wurde entweder im Freien oder einer Turnhalle gehalten. Im Winter konnte es schon mal vorkommen, dass der Sportunterricht wegen den Temperaturen in der Turnhalle ausfiel. So waren manche Hallen noch mit Ofenheizung ausgestattet oder es fiel öfters mal die Heizung der Halle aus.
In der Unterstufe wurde neben Leichtathletik, Geräteturnen und Sportspielen (Feuer-Wasser-Sand, Brennball, 2-Felder-Ball, Ball-über-die-Schnur etc.) auch Schwimmunterricht erteilt. So wurde sichergestellt, dass jedes Kind das Schwimmen lernte. Wer gut schwimmen konnte, bekam die Schwimmstufe 3 anerkannt, weniger begabte Schwimmer mussten sich mit Schwimmstufe 2 oder 1 zufriedengeben. In der Oberstufe mussten die Schwimmstufen mit auf das Alter angepaßten Leistungsvorgaben erneuert werden.
In der Oberstufe wurde die militärische Ausrichtung im Sportunterricht offensichtlicher. Neben den Sportspielen Volleyball, Basketball, Fussball, Handball, Tischtennis oder Federball kam für die Jungs auch Boxen dazu. Bei der Leichtathletik wurde z.B. für den Weitwurf statt dem Ball eine leere F1-Handgranate verwendet.
Ein Höhepunkt jedes Jahr im Sportunterricht war der Gelände-Cross-Lauf. Hierzu wurden für die unterschiedlichen Klassenstufen verschiedene Renndistanzen in einem freiem Gelände (Wald, Park, Wiese oder ähnlichem) festgelegt. Dann wurde auf diesen unbefestigten Wegen ein Wettlauf veranstaltet.
Ein zweites Highlight des Sportjahres war das Schulsportfest. Hier mussten alle Schüler in verschiedenen Disziplinen ihr sportliches Können unter Beweis stellen.
Auch waren die Schüler angehalten, das Sportabzeichen des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) abzulegen. Diese Anstecknadel gab es in Gold, Silber und Bronze.
Russisch
Wie in jeder Fremdsprache stand natürlich das Lernen von Vokabeln, Grammatik und Orthographie im Vordergrund. Aber Russisch war auch die Sprache des großen Bruderlandes – der Sowjetunion. Aus diesem Grund war Russisch Pflichtfach aller sozialistischen osteuropäischen Staaten. Man lernte auch die Geschichte und Mentalität und Eigenheiten Russlands in Texten, Liedern und Gedichten kennen, wenn man die verstand 😉
Hier als Beispiele der russischen Kultur den wohl bekanntesten Platz Russland, der Rote Platz des Kreml und das schöne russische Lied ,
welches auch in der Schule gelehrt wurde (Text in Russisch oder Deutsch ).
Physik
All die täglichen Wunder wie Magnetismus, Licht, Wärme, Elektrizität, Gravitation und das Zusammenspiel der einzelnen Atombestandteile waren Gegenstand dieses Unterrichtsfaches.
Astronomie
Hier lernte man einiges über die Entstehung des Sonnensystems, seine Bestandteile, den Werdegang von Himmelskörpern und sonstige Erkenntnisse der Himmelsforschung. Kopernikus und schwarze Löcher, die kosmische Adresse und andere sternklare Informationen bekam man in diesem Fach vermittelt.
Chemie
Wenn es stinkt, knallt, zischt und kracht, dann hat der Lehrer Mist gemacht. Nein aber im Ernst, in diesem Fach waren für mich die Experimente immer das Interessanteste. Das Periodensystem, Materialeigenschften, Verbindungen und Reaktionen waren die theoretische Grundlage.
Biologie
Pflanzen, Tiere, Mensch, Öko-System und Evolution mit allen Facetten waren die Hauptbestandteile in diesem Fach. Kaulquappenzucht oder das Sezieren von Rinderaugen oder Fröschen waren genauso praktische Übungen wie Pflanzenbestimmung im Rahmen einer Exkursion. Und im Theorieteil gab es dann das Hintergrundwissen, warum z.B. der Blütenaufbau einer Pflanze so gestaltet ist und nicht anders und vieles andere mehr.
Geschichte
Woher kommt der Mensch, wohin wird er gehen? Welche treibende Kraft steuert die Menschheit? Welche Wege ist sie dabei gegangen und welche Konsequenzen ergaben sich aus ihrem Tun? Durch die Zuspitzung der Stände- und Klassenunterschiede innerhalb der Menschheitsentwicklung ergaben sich die bekannten Entwicklungen. Und als logische Folge wurde aufgrund der marxistisch-leninistischen Ideologie der Sieg des Kommunismus als geschichliches Muss gelehrt.
Einführung in die sozialistische Produktion
In diesem Fach wurden unter anderem so grundlegende Dinge wie die TGL-Norm (das DDR-Pendant zur DIN-Norm) vermittelt. Darüber hinaus wurden Prüf- und Messverfahren erklärt, Wissen aus Mathematik, Physik und Chemie an praktischen Beispielen vertieft und in den späten 80ziger Jahren auch Informatik unterrichtet. Hier konnten die Schüler an den in der DDR gängigen Kleincomputern erste IV-Erfahrungen sammeln. Neben Rechneraufbau und -historie wurde auch die Programmiersprache BASIC unterrichtet. Die beliebtesten Teile des Unterrichts waren aber natürlich die Computerspiele.
Technisches Zeichnen
Hier wurden Konstruktionspläne und technische Zeichnungen gelesen und nach Norm angefertigt. Ziel war es, Gegenstände zu erfassen und technisch korrekt mit Bemaßungen darzustellen. Dieses Verständnis konnte dann in der Praktischen Arbeit eingesetzt werden.
Unterricht in der technischen Produktion / Praktische Arbeit
Der UTP-Unterricht war so ausgelegt, dass die Schüler einen ganzer Tag in einem Produktionsbetrieb verbrachten. Hier arbeiteten die Jugendlichen in der Produktion mit. So wurde geschraubt, gesägt, gefräst, gedreht, gehämmert, gelötet, genietet, verputzt, gemauert, verpackt, verladen, geschliffen, justiert, gemessen und wer weiß was noch gemacht, um die Arbeit und das Leben im Betrieb kennenzulernen. Manchmal konnte man aber auch gleich zu Arbeitsbeginn den Heimweg wieder antreten. Nämlich immer dann, wenn durch Materialmangel oder kaputte Maschinen keine Arbeit da war.
Wenn man gut arbeitete und nicht all zu viel Ausschuss produzierte, wurde man am Halbjahresende mit einer Anerkennungsprämie und einer Urkunde vom Betrieb bedacht. Das konnten dann schon mal 50 Mark sein, mit denen man eine Menge anfangen konnte.
Staatsbürgerkunde
Staatsbürgerkunde war das Unterrichtsfach in der Schule, in welchem den Schülern die politische Grundlagen der DDR, der Staatsaufbau und die Überlegenheit des Sozialismus bzw. Kommunismus gegenüber anderen Gesellschaftsformen vermittelt werden sollten. Hier wurden politische Gespräche geführt und der nahende Untergang des Kapitalismus anhand von Informationen aus Presse und Rundfunk (siehe „Neues Deutschland“, „Der schwarze Kanal“) sowie der vergangenen Geschichte erklärt.
In diesem Fach wurden auch Zensuren verteilt. Hier hieß es auswendig lernen, wobei je nach Auffassung des einzelnen Lehrers unter anderem auch die politische Einstellung des Schülers beurteilt wurde.
Wehrunterricht
Am 1. September 1978 wurde der Wehrunterricht für die Klassen 9 und 10 der POS in der DDR eingeführt. Als einzigster Staat des Ostblocks verankerte die DDR die vormilitärische Ausbildung als Pflichtfach in die Bildung und Erziehung an der Schule. In den 9. und 10. Klassen fanden Wehrunterrichtsstunden in Form eines Wehrlagers in den letzten 2 Wochen vor den Sommerferien statt. Dias und Filme über die NVA stellten wesentliche Unterrichtsmittel dar und sollten für eine erhöhte Verteidigungsbereitsschaft motivieren.. Man erklärte den Schülern, welche Waffen es gab und über welche sonstigen Techniken die NVA verfüge und wieso die Armeen der sozialistischen Staaten jeder Armee der NATO überlegen sind. Eine wesentliche Aufgabe lag außerdem darin, ein Feindbild gegen die bösen westlichen Mächte (BRD) zu schaffen. Neben dem theoretischen Teil gab es auch noch einen praktischen Teil des Wehrunterrichtes.
Im Wehrlager waren für die Dauer der 12 Tage überwiegend Offiziersschüler für die Ausbildung der Jungen verantwortlich. Es galten die gleichen Verhaltensregeln wie in der NVA: Grußerweisungen, Uniform, Wachdienste, Wecken und Morgenappelle, Anreden, Rangfolgen, Unterbringung außerhalb des elterlichen Hauses usw. Im Rahmen der miltitärischen Ausbildung waren die Schießübungen der Höhepunkt. Außerdem standen aber auch 1.Hilfe-Kurse, Bewegung im Gelände (Kriechen, Robben, kurze Sprünge), Waffenpflege, Tarnung, Gasübungen, Sport, Orientierungsläufe, Politschulungen, gemeinsame Freizeitgestaltung auf der Tagesplanung. Das Wehrlager ist etwa mit der heutigen Grundausbildung der Bundeswehr zu vergleichen. Die Schüler wohnten in extra Lagern (z.B. sonstigen Ferienlagern), erhielten Befehle und mussten sich komplett an die Regeln des Vorgesetzten halten. Wenn man sich den Befehlen wiedersetzte, musste man Strafaufgaben, wie z.B. Extraläufe oder ähnliches in Kauf nehmen. Die Schüler trugen wie bei der Zivilverteidigung eine Uniform in der sie den Tag mit marschieren, robben, schiessen und vielen Orientierungsläufen verbrachten. Das Waschen dieser Uniform in einer Waschmaschine war in dieser Zeit meist nicht möglich.
Für alle Mädchen und die Jungen, welche nicht am Militärlager teilnehmen konnten, fand der Zivilverteidigungslehrgang statt. Er wurde an der Schule durchgeführt und von Lehrern geleitet. Die Schüler trugen Uniform und man versuchte militärische Normen konsequent durchzusetzen. An erste Stelle stand dabei die 1.Hilfeausbildung, bei der die Schüler und Schülerinnen lernten, Kranke zu verarzten. Ein weiterer Bestandteil des Unterrichts bestand in dem Durchführen von Orientierungsläufen sowie dem Errichten von Luftschutzbunkern und provisorischen Unterkünften. Exerzierausbildung nahm wie bei den Jungen einen großen Raum ein.